Die Eingangspost ist gekommen. Wieder sind zwei Fachzeitschriften zu unterschiedlichen Bereichen dabei. Schöne Hochglanzhefte, fein säuberlich eingeschweißt in durchsichtige Plastikfolien.
Kurz reinschauen und durchblättern? Ist nicht. Denn bevor man zum - oft sehr interessanten - Inhalt durchdringt, muss man die Plastikhülle überwinden. Also nehme man das Heft, reiße die Folie auf, stopfe sie in den eigens dafür bereitgestellten Plastikmüllbehälter und dann - erst dann eröffnet sich einem das Innenleben.
Nein, dafür ist jetzt keine Zeit. Später. Wir legen die Zeitschrift in unsere „Zwischenablage“. Heft um Heft schichtet sich auf. Der Turm wird immer höher und neigt sich mittlerweile gefährlich – Folie an Folie rutschend - auf eine Seite.
Irgendwann – in einer ruhigen Stunde – werden wir sämtliche Plastikhüllen von sämtlichen Heften entfernen, fachgerecht entsorgen, die nackten Hefte auf einen neuen Stoß legen, um sie dann der Reihe nach durchzublättern und Interessantes zu lesen.
Gestern war es soweit. Nach einer halben Stunde Folien aufreißen - der Stoß war immerhin knapp ein Meter hoch - wären wir endlich zum Inhalt durchgedrungen. Genau zu diesem Zeitpunkt war das ruhige Zeitfenster vorbei. Also blieb der Stoß zwar lesebereit, aber inhaltlich unangetastet. Dafür war der Kunststoffmüllbehälter randvoll.
Die Serie der Plastikfolienzeitschriften reißt nicht ab. Täglich kommen neue hinzu. Mittlerweile wurde ein neuer Turm begonnen. Der alte mit den nackten Heften wartet noch immer auf Bearbeitung.
Monate später - kurz vor Urlaubsantritt - erbarmt man sich dann doch der auf die Leserschaft wartenden Hefte.
Aber weil nicht so viel Zeit und Geduld vorhanden ist, bearbeiten wir lediglich den neuen Meterstoß. Den alten entsorgen wir. Ungelesen. Denn der ist ja schon überholt.
Heute hat der Mann von der Post eine Zeitschrift gebracht, die mit der guten alten Papierschleife umwickelt war. Ratz, entfernt. Durchgeblättert, kurz geschmökert und an andere weitergegeben. Absolut uptodate und überdies umweltfreundlich.
Vielleicht könnten wir ja die Plastiksackerl nicht nur aus den Supermärkten verbannen?