Der Abgabetermin für meinen Werbetext rückt näher und näher. Nur mehr einige Tage Zeit für meinen kreativen Output. Seit fünf Wochen weiß ich um die Deadline. Immer wieder habe ich es verschoben. Keine Zeit, andere Dinge waren wichtiger, dringender und überhaupt – ich war nicht in Schreiblaune. Das Damoklesschwert schwebt über mir und mein schlechtes Gewissen raunt mir unentwegt „Text – Text – Text“ ins Ohr.
Also gut. Heute muss es sein. Ich räume meinen Schreibtisch leer, um die Ablenkungen möglichst gering zu halten. Eine Tasse Kaffee, ein Glas Wasser und ein leeres Word-Dokument vor mir. Es ist so still. Ich schalte das Radio ein, denn mit Musik geht bekanntlich alles besser.
Warum habe ich nur angeboten, diesen Text selber zu verfassen? Es gibt ja schließlich Agenturen. Aber nein, ich musste darauf bestehen, dass ich besser weiß, worum es geht. Jetzt sitz ich da. Ohne Idee und mit dem Druck, übermorgen etwas abzuliefern.
Zu allem Überfluss tönt aus dem Radio Last Christmas. Oh nein, jetzt ist alles aus. Bitte nicht! Ich muss einfach immer mitwippen. Und – ich gestehe – auch lauthals mitsingen. Schreiblust ade.
Reiß dich zusammen. Das gibt’s doch nicht. Irgendetwas muss dir ja einfallen. Am besten, ich beginne mit einer kleinen Internet-Recherche. Beim Anklicken der zehnten Seite fällt mir ein: Was schenke ich eigentlich heuer zu Weihnachten?
Die Uhr tickt. Schon über eine Stunde sitze ich da. Ein Schluck Kaffee. Iiiih, so schön will ich gar nicht mehr werden. Aufstehen und einen neuen heißen Becher holen. Aber jetzt starte ich durch. Meine Finger auf der Tastatur. Durchatmen. Nichts. Die Schütte „bei Gelegenheit ablegen“ springt mich an. Das könnte ich jetzt noch schnell erledigen, bevor ich mit dem Text beginne. Ernsthaft? Ablegen???
Ich muss hier raus. Aus dem Büro. Aus dem Gebäude. Mit Jacke, Haube und Schal drehe ich eine Runde um den Block. Spüre den Nebel und rieche den kommenden Winter. Ich bin frei.
Zurück an meinem Schreibtisch frage ich mich das einzig Wahre: Was möchte ich den Menschen da draußen erzählen? Was ist es, das ich ihnen raten möchte? Worum geht es mir?
Ich kann nicht sagen, wie er begonnen hat. Der Fluss des Schreibens. Es war wie durch Zauberhand. Aus meinem Bauch heraus. Ich habe mich in die Leser hineinversetzt ohne bewusst nachzudenken. Und plötzlich war der Text fertig. Und gut ist er auch geworden. Zurücklehnen, durchatmen und die Entspannung spüren. Geschafft.
Und jetzt Kreativität OFF? Nein, sie ist immer da. Und das sollte uns der Stress nicht vergessen machen.